Pressearchiv 2006

Westfälische Nachrichten 22.12.2006

Ein Haus für Talente
Von Björn Meyer

Münster. Drei Dinge sind an einem Gebäude zu beachten: Dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl gegründet, dass es vollkommen ausgeführt sei. Diese Gedanken machte sich einst der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der Großteile seines Lebens in Weimar wohnhaft war. Weiter westwärts, in Münster, hat man sich mehr als 170 Jahre nach dem Tod des deutschen Dichterfürsten ebenfalls Gedanken über einen Hausbau gemacht. Allerdings ging es den Verantwortlichen von Blau-Weiß Aasee dabei weniger um ein Wohnhaus als viel mehr um ein Gebäude für den Verein. Mittlerweile steht das Gebäude längst und der Vorsitzende des Vereins, Hugo Domin, kann stolz sein auf die Gedanken, die hinter und in dem Hausbau stecken. Es ist nicht nur die Funktionalität, die dieses Haus auszeichnet. Man beachte allein die Transparenz, verweist Domin auf die Wände, die hauptsächlich aus Glas bestehen. Genau nach dieser Transparenz wollen wir auch unser Vereinsleben gestalten, fügt Domin noch im gleichen Atemzug an. Ein Konzept, dass aufzugehen scheint. Denn längt ist Blau-Weiß Aasee nicht mehr der kleine Stadtteil-Sportverein. Aasee hat sich über die Grenzen Münsters einen Namen gemacht vor allem im Volleyball.

Mehr als 300 Mitglieder hat die Volleyballabteilung mittlerweile, hauptsächlich Jugendliche. Spielen darf bei uns jeder, egal ob er nun außerordentlich begabt ist oder sich vielleicht etwas schwerer mit dem Sport tut, so Domin. Schaut man sich die aktuellen Jugend-Tabellen an, dann sieht man jedoch, dass bei Aasee viele talentierte Jugendliche spielen. Die weibliche A-, B-, und D-Jugenden sind jeweils ungeschlagen in den jeweiligen Oberligen, den zweithöchsten Jugendligen zu finden. Die weibliche C-Jugend setzt sogar noch einen drauf. Sie rangiert derzeit auf Platz sechs der NRW-Liga, noch vor dem großen USC Münster. Vom USC profitieren wir natürlich, denn er hat Volleyball populär gemacht in Münster, weiß Domin um die Vorteile der namhaften Konkurrenz vor der eigenen Haustür. Diese Konkurrenz soll auch bleiben. Eine Partnerschaft, wie es uns vorgeschlagen wurde, wollten wir nicht, dafür sind wir zu nahe dran, so Domin. Was als räumliche Analyse gemeint war, lässt sich problemlos auch auf das Sportliche übertragen. Denn die Sparte des SV BW Aasee ist mittlerweile eine gut geführte Abteilung, die die Vorherrschaft des USC im Jugend-Volleyball durchaus ankratzt.

Vor zehn Jahren wurden die ersten Samen für die Abteilung gesät. Einen großen, übergeordneten Plan gab es nicht: Es hat sich einfach so gut entwickelt, lächelt Domin in der Rückschau der letzten Dekade. Da sich die Arbeit jedoch ständig verändert, bleibt der Vorsitzende auf dem Teppich. Es sei zwar nicht einfach gewesen, den aktuellen Stand zu erreichen, doch jetzt wartet eine neue Aufgabe auf die Blau-Weißen. Das Stichwort heißt Konsolidierung, also das Erreichte halten und gleichzeitig Neues erschließen: Man muss immer wieder eine gewisse Euphorie an der Arbeit erhalten, damit man nicht denkt, dass alles von alleine funktioniert, steckt in Domins Erkenntnis zugleich eine kleine Warnung.
Echte Sorgen sind bei Domin jedoch nicht herauszuhören. Das sollte schon alles machbar sein, allein durch das Haus haben wir viel an Austausch und somit an neuen Ideen gewonnen. Es ist eben wie Goethe es einst formulierte: Das Vereinshaus steht am rechten Fleck, mitten im Herzen von Blau-Weiß Aasee.


Freitag, 22. Dezember 2006 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Münster) © westline