Rettung aus der
Not Nicht wegzudenken aus dem Viertel ist die Bücherei im Aaseemarkt. Auch für Blau-Weiß Aasee ist sie ein wichtiger Partner. Katastrophenstimmung machte sich deshalb Anfang des Jahres breit, als die Schließung zur Jahresmitte drohte. Der Schlüssel zur Rettung könnte in bürgerschaftlichem Engagement liegen. Eine Lösung mit Vorbildcharakter? Jens Nagl hat sich für den Aaseher bei den Verantwortlichen der Initiative zum Erhalt der Bücherei erkundigt. Mit der Zweigstelle der Stadtbücherei im Aaseemarkt ist neben dem Südbad eine weitere Einrichtung im Umfeld von Blau-Weiß Aasee in ihrer Existenz bedroht, seitdem die Stadt Münster im Januar dem Rat die Schließung der Bibliothek an der Goerdelerstraße zum 1. Juli 2006 vorgeschlagen hat. Nach heftigem Protest von Bürgerinnen und Bürgern ist der Rat der Stadt Münster am 5. April einer Empfehlung des Kulturausschusses gefolgt und hat beschlossen, die Bücherei mit einer halben statt wie bisher zwei hauptamtlichen Stellen sowie ehrenamtlicher Unterstützung weiterzuführen. Mit der "Initiative zum Erhalt der Bücherei im Aaseemarkt" hat nun eine Gruppe von Engagierten die Verantwortung für die Umsetzung dieses Konzeptes übernommen und wirbt um die Mitarbeit freiwilliger Helfer. Laut Sprecherin Susanne Götz sollten Interessierte bereit sein, regelmäßig eine "Schicht" von drei Stunden in der Woche bzw. alle 14 Tage zu übernehmen. Somit sei es realistisch, nach einer Übergangsphase die Bücherei zukünftig an 15 Stunden pro Woche zu öffnen, so dass die ehrenamtlich Tätigen stets auf die Unterstützung und Beratung durch die hauptamtliche Fachkraft zurückgreifen können. Die möglichen Arbeitsfelder für die Freiwilligen sind vielfältiger Natur und reichen vom Thekendienst mit Bücherausgabe und -rücknahme, dem Einordnen und Reinigen der Bücher, über die Leseförderung von Kindern und die Arbeit mit Schülergruppen bis zur Dekoration der Bibliothek. Zur Organisation und rechtlichen Absicherung der ehrenamtlichen Helfer ist - wie Cordula Härig-Schäfer erläutert - die Gründung eines Fördervereins geplant. Wer also lieber im Hintergrund bleiben möchte, kann hier die Einsatzpläne erstellen und die Mitarbeit koordinieren. Motivation für die Initiative ist die Bedeutung der Bücherei als Begegnungszentrum und nachbarschaftlicher Treffpunkt für die Aaseestadt und die angrenzenden Viertel. Im Jahr 2005 tätigten 51.000 Besucher insgesamt 93.300 Ausleihen, darunter 50.600 Kinderbücher und -medien. Kinder und Jugendliche nutzen den öffentlichen Internetzugang vielfach für ihre Schulaufgaben, zudem nahmen 650 Personen an insgesamt 26 Veranstaltungen für Kinder im Vor- und Grundschulalter teil. Gruppen vom Jakobus- und Stephanus-Kindergarten, den "Kleinen Riesen" (Vorländerweg) und den "Aasee-fröschen" (Schlautstiege) besuchen regelmäßig die Angebote zur Lesefrühförderung, Schulklassen erhalten hier eine Einführung in die Bibliothek und ihre Angebote. Eine Gruppe aus der Übermittagsbetreuung der Dietrich-Bonhoeffer-Schule nutzt den Mittwochnachmittag zum Lesen, Spielen und Ausleihen, es bestehen regelmäßig Kontakte zur Richard-von-Weizsäcker-Schule. Der Veranstaltungsraum wurde in der Vergangenheit nicht nur für eigene Veranstaltungen, sondern auch von Gruppen aus der Aaseestadt, nicht zuletzt von Blau-Weiß Aasee genutzt. Carsten Topp betont deshalb auch, dass er den Beschluss zur Schließung der Bücherei im Rahmen der städtischen Haushaltskonsolidierung prinzipiell noch immer als Skandal betrachte und das angestrebte Projekt eindeutig "aus der Not geboren" sei. Ein Qualitätsverlust infolge der künftig reduzierten Öffnungszeiten und des Wegfalls von Bibliotheksfachkräften sei deshalb unvermeidlich. Den öffentlichen Bildungsauftrag sieht auch Otto-Ehrenfried Selle nicht ernst genommen, wenn das "Büchereiwesen als freiwillige Leistung der Kommunen" aufgefasst und derart zur Disposition gestellt werde. Der Konflikt, der aus dem Modellcharakter des Konzeptes erwächst, das im Erfolgsfall auch auf weitere Einrichtungen angewendet zu werden droht, ist den Machern sehr wohl bewusst. Die Sorge um die Entwicklung des Viertels und die stadtteilnahe Versorgung mit Bildungsangeboten hat letztlich den Ausschlag gegeben, das Vorhaben dennoch anzugehen. Etwa 25 Helferinnen und Helfer werden benötigt, damit das
Projekt gelingen kann. Einige Mitstreiter, darunter zwei pensionierte
Bibliothekare, haben bereits zugesagt. Interessierte können
sich gerne persönlich bei Susanne Götz unter Tel. 27 77
55 informieren. Ein erstes Treffen für alle, die sich eine
Mitarbeit in der Bücherei vorstellen können, findet am
Dienstag, 23. Mai um 20.00 Uhr in der Bücherei im Aaseemarkt
statt. |
Aaseher Sommer 2006: Bürgerschaftliches Engagement für Bücherei im Aaseemarkt