Aaseher Sommer 2007: Bücherei im Aaseemarkt wird 40

Bücherei im Aaseemarkt wird 40
Schlangestehen muss sein

Im Herbst kann gefeiert werden. Dann besteht die Bibliothek im Aaseemarkt 40 Jahre. Doch um ein Haar hätte sie dieses Jubiläum nicht mehr erlebt. Ihre Schließung zum 1. Juli 2006 schien besiegelt. Nur dank des "Fördervereins für die Stadtteilbücherei im Aaseemarkt" und vielen ehrenamtlichen Helfern konnte ihr Bestehen gesichert werden. Doch einfach ist der Alltag dort nicht. Carsten Topp, Vorsitzender des Fördervereins, berichtet.

Sonntagabend der Blick auf die Büchereizettel. Schon wieder sind zwei Bücher überzogen und die Tochter hat auch zwei CDs am Freitag vergessen. Morgen gehe ich ganz bestimmt in die Zweigstelle. Dann kann ich auch gleich die Bücherwünsche mitnehmen. Nein, da ist ja neuerdings montags geschlossen. Dann also am Dienstag.

Wenn Sie Ansammlungen von mehr als drei Menschen nicht lieben, Send und Flohmarkt seit Jahren nicht mehr besucht haben und überhaupt zu sportlicher Ungeduld neigen, dann sollten Sie den Zweigstellenbesuch am Dienstagnachmittag meiden. Am ersten sonnigen Sonntag im Frühling kommen etwa fünf bis sechs Tausend BesucherInnen in den Allwetterzoo: Großkampftag. Am Dienstag macht die Zweigstelle etwa ein Zehntel so viele Ausleihen. Dafür aber jede Woche und das auf nur 80 Quadratmeter. Da kann es schon mal eine Minute dauern, wenn dann noch Kunden wie ich kommen...

Dienstagnachmittag, 16:15 Uhr: Starker Verkehrsfluss auf der A43 Richtung Senden und auch in der Zweigstelle herrscht reger Betrieb. Nach wenigen Minuten Wartens hebe ich meine drei Baumwollbeutel mit den Büchern, den CDs und Kassetten, den Spielen und der Liste mit den Vormerkwünschen auf die Theke und wechsle dreizehn Worte mit der freundlichen Freiwilligen (FF). Auch wenn wir uns alle diesen Genuss nach Ansicht liberaler Wirtschafts- und zunehmen auch Kulturpolitiker nicht mehr leisten können, ich genieße trotzdem. Schamlos, während hinter mir ein älterer Herr noch Anzeichen vermutlich all zu knapp bemessener Geduld zeigt. Nach Verbuchung der Rücknahmen ist sein Kontingent erschöpft, auch das Augen-Drehen hilft ihm nun nicht mehr. Ich weiß genau, gleich kommt die erste unfreundliche Bemerkung, da rollt die klassische Doublebind Mutter mit zwei Kindern heran. Sie hat im fröhlichen Freiheitsgewinn ihre Bücher gesucht und offenbar auch gefunden, während sich die lieben Kleinen als Jäger und Sammler im Kinderbereich vergnügten. Schön. Der ältere Herr sondiert diesen kräftiger sprudelnden Quell seiner Unzufriedenheit und lässt mir weitere zwei Minuten zum Darlegen unserer dringendsten Bücher und Medienwünsche.

Nach herzlichem Dank für die Geduld mit den vielen Bücherwünschen verabschiede ich mich und gebe den Platz frei für die Mutter und ihre beiden Lieblinge. Der ältere Herr ist inzwischen frustriert noch mal zur Zeitschriftenwand gegangen und ruht sich mit "Der Baumarkt - Sonderausgabe 'Gärtnern ohne Nut und Feder'" aus.

Ohne Zweigstelle fehlt Dir was.
Carsten Topp