Aaseher Sommer 2008: Tischtennis


Jede Menge Spaß beim integrativen Tischtennistraining

Bunter ist besser

Wer sich mal von richtig guter Laune anstecken lassen möchte, schaut samstags zwischen 12 und 15 Uhr in der Sporthalle der Matthias-Claudius-Schule vorbei. "Offenes Tischtennis-Training" heißt dieser Termin im Programmheft von Blau-Weiß Aasee. Tatsächlich ist es weit mehr als das.

Zahllose kleine weiße Bälle klackern, Kids rufen, lachen, fluchen, Erwachsene schwitzen und flitzen, und war das nicht gerade ein Rollstuhl, der einen Zentimeter am Fuß vorbeigerollt ist? Es ist gar nicht so leicht, sich in der Halle einen Überblick zu schaffen. Am besten, man sucht sich jemanden, der den bereits hat. Das ist in diesem Falle Sophie Briefs. Die Trainerin findet man vermutlich in der Nähe des Tischtennis-Roboters, denn dieses Technikwunder ist heiß begehrt. Umso mehr, seit das Samstags-Training offen für Menschen mit Behinderungen ist: "Beim Roboter kann ich hinter den Kindern stehen und sie führen, so dass sie ein Gefühl für die Bewegung bekommen. Das schafft Erfolgserlebnisse. Es geht ja nicht um die Behinderung, sondern um die Fähigkeiten eines jeden."
Im Januar wurde das offene Trainings-Angebot in Kooperation mit der Lebenshilfe Münster e.V. beschlossen und verkündet. Wer meint, dies sei eines von vielen dauerhaften integrativen Sportmöglichkeiten in Münster, der irrt. Außer zwei integrativen Fußballgruppen des Blau-Weiß Aasee steht das Projekt allein auf weiter Flur. Und es funktioniert ausgesprochen gut. Ca. 15 Kinder und Jugendliche mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, darunter viele mit dem sog. Down-Syndom, sind dabei. Manche kommen mit Eltern oder Betreuern, andere alleine, jeder wie er mag. Schließlich wird der Samstag auch von Eltern nicht behinderter Kinder gerne genutzt, um Familiensport zu treiben - und sich von ihren Sprösslingen erfrischende Tipps geben zu lassen. "Niemand wir ausgegrenzt" sagt Sophie Briefs und begrüßt es, dass nun auch ein Parkinson-Patient zusammen mit seiner Frau am Training teilnimmt.

Spielst du mit mir? Hier fragt jeder jeden, schließlich wissen alle, dass man voneinander lernen kann. Neben Tischtennis auch Offenheit, Spielfreude und Selbstbewusstsein. Hans Reinhard Wendt, der hier mit seinem behinderten Sohn Thomas trainiert, freut sich besonders über die Atmosphäre, die zwar locker, aber konzentriert ist. "Niemand wird in Watte gepackt. Sophie lässt sich nicht auf der Nase rumtanzen und behandelt alle gleich."

Dass das integrative Konzept so gut aufgeht, liegt im Wesentlichen an dem Credo, das die Trainerin von jeher auf ihre gesamte Vereinsarbeit anwendet: "Die Kinder sind wichtiger als ihre Leistung" und "es sollen sich alle in der Halle wohl fühlen."
Wie weit das gehen kann, beweist der Kommentar des 16 jährigen Max als Sophie Briefs ihm geduldig erklärt, warum das nächste Training erst in drei Wochen stattfindet: "Scheiß Osterferien!"
Susanne Sparmann

Interview: Wir leben doch alle in einer Gemeinschaft

Thomas Wendt ist 23 Jahre alt und es gibt kaum eine Sportart, die er noch nicht probiert hat. Dass er vom Down-Syndom betroffen ist, hält ihn von seiner Leidenschaft für Bewegung und Spiel nicht ab. Mit seinen Eltern spielt er bereits seit Jahren Zuhause Tischtennis. Jetzt sind Vater und Sohn beim offenen Samstagtraining dabei.

Thomas, in welchen Sportarten bist du aktiv?
Neben Tischtennis spiele ich gern Fußball. In den Sportarten Schwimmen und Tennis nehme ich an den Special Olympics, den Olympischen Spielen für mit Menschen für Behinderungen teil.

Wie gefällt dir das integrative Samstagstraining beim Tischtennis?
Das gefällt mir richtig gut. Die Stimmung ist prima und vor allem die Mischung der Leute. Wir haben bei Blau-Weiß-Aasee ja auch eine integrative Fußballmannschaft, aber leider nicht für ältere Spieler wie mich. Wenn sich dafür ein Trainer finden würde, wäre ich sofort wieder dabei!

Ist für Menschen mit Handicap integrativer Sport wichtig?
Ja, weil es wichtig ist mit anderen zu spielen. Man kann viele Kontakte zu knüpfen und gucken: Wie spielt der oder die, wie kann ich mich darauf einstellen, was kann ich dadurch lernen, was kann jemand von mir lernen und wo stehe ich eigentlich mit meinem Können? Ich kann also viel mehr Erfahrungen sammeln.

Sollte es mehr Angebote dieser Art geben?
Unbedingt. Behinderte sollten mehr unter Leute kommen. Wir müssen doch alle in einer Gemeinschaft leben. Warum sollte man im Sport trennen? Ich habe mir überlegt, dass es toll wäre, einen Verein für integrativen Sport zu gründen. Mit allen möglichen Sportarten. Vielleicht lässt sich so etwas ja mal verwirklichen!
Interview: Susanne Sparmann